Vom Small Talk zur Konversation

Stuttgarter Zeitung
Sonntag Aktuell, 1. September 2002

Herz ist Trumpf

Von Johannes Klemeyer

...„Small Talk“ heißt das Schlagwort, um das es seit einigen Jahren in immer mehr Büchern und Seminaren von Kommunikationstrainern, Rhetorikern und Psychologen geht. In der Sprachwissenschaft als inhaltlich banal und oberflächlich geschmäht, kommt dem so genannten „kleinen Gespräch“ in der zwischenmenschlichen Kommunikation und beim Knüpfen neuer Kontakte eine wachsende Bedeutung zu.

„Egal, ob im Beruf, beim Bäcker oder auf einem Fest – wir geraten ständig in Situationen, in denen wir mit anderen ein bisschen plaudern müssen“, sagt Annette Kessler, Kommunikationstrainerin aus Konstanz. Dabei gelte es, möglichst unverfänglich und offen das Vertrauen und die Sympathie des Gesprächspartners zu erlangen.

„Small Talk ist letztendlich eine Beziehungsarbeit, bei der nicht das Gespräch an sich im Mittelpunkt steht, sondern die persönliche Ebene, die darunter liegt“, meint Kessler. Und deshalb sei es äußerst kurzsichtig, diese Art der Kommunikation als oberflächlich und unnütz abzutun: „Bei der ersten Begegnung spielt die Art und Weise, wie ich auf jemanden zugehe, eine weitaus größere Rolle als irgendwelche intellektuelle Fähigkeiten.“

Dass gerade im beruflichen Alltag fachliche Kompetenz und guter Sachverstand eine notwendige Basis seien, dementiert sie zwar nicht, „doch was nützt mir der höchste IQ, wenn ich ein emotionaler Trottel bin?“....

...Aber wie sieht denn nun ein optimaler Small Talk eigentlich aus? „Ganz wichtig ist die positive innere Einstellung zu diesem Gespräch“, beschreibt Annette Kessler eine der Grundvoraussetzungen. Und dass man zu seinem eigenen Charakter steht: „Wenn ich als eher introvertierter Mensch versuche, den Partylöwen oder Rhetorikexperten zu spielen, geht das natürlich in die Hose.“

In den meisten Fällen genüge bereits ein freundliches Gesicht, um einer unbekannten Person seine Gesprächsbereitschaft zu signalisieren. „Ein nettes Lächeln wirkt hervorragend als „ice breaker“ für den Einstieg in eine Unterhaltung“, erklärt Annette Kessler. Für das Gespräch selber rät die 44-Jährige zu möglichst unverfänglichen Themen wie etwa dem Wetter, Sport, Reisen oder auch Musik. Heikle Punkte wie Politik, Religion, Geld oder gar Sex sollten dagegen lieber außen vor bleiben. „Am besten ist immer noch, sich auf Naheliegendes zu konzentrieren, auf den gemeinsamen Gastgeber etwa, auf das Essen oder auch auf die vorherige Anreise.“ ...

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